Vivere Rheinland: Schöpfung bewahren – einen Wald anpflanzen

"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen!" (Martin Luther)

Der Sonnengesang des Hl. Franz ist eines der schönsten Werke der Weltliteratur. Seine Art, die Schöpfung und die Geschöpfe zu sehen ist für jeden, dem er Vorbild ist, Motivation und Inspiration. Wie geht das konkret, Schöpfung bewahren? Das war lange eine drängende Frage an unsere Rheinlandgruppe. Eine Säuberungsaktion am Bonner Rheinufer, das Züchten von alten Tomatensorten, Wildblumenecken im Garten. Das alles sind kleine Schritte – aber reichen diese Aktionen aus?

Manchmal kommen Anregungen dazu auch zu Besuch: Im letzten Jahr hatte ein Paar aus unserer Gruppe Besuch von Father Anthony Rugundiza. Er ist Pfarrer der Pfarrei Nshamba im Bistum Bukoba im Nordwesten Tansanias. Im Rahmen seiner Aufgabe ist er übrigens auch Präses des Dritten Ordens in seinem Bistum.

Father Anton erzählte uns von den kleinen christlichen Gemeinschaften in seiner Pfarrei. Er bezeichnet sie als ein neues Pfingsten für seine Kirche: Durch das Bibel-teilen erhalten diese Gruppen immer wieder neu Anregungen, wie sie das kirchliche und soziale Leben in ihrer Nachbarschaft mit Inspirationen aus dem Evangelium bereichern können.
Er erzählte aber auch davon, dass sich, bedingt durch den Klimawandel, die Sorgen seiner Menschen vor Ort enorm vergrößert haben. Immen weniger lassen sich Regen- und Trockenzeiten kalkulieren.

Dieser Klimawandel wird hauptsächlich von uns in den entwickelten Ländern verursacht – und am meisten haben die Menschen in den armen Zonen der Welt darunter zu leiden. Jeder Deutsche war in 2015 nach Aussage des Bundesumweltamtes durchschnittlich für 11 Tonnen CO2 Emissionen verantwortlich. Auf dem Umweltgipfel von Paris wurde in 2015 eine Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau vereinbart. Um dieses Ziel zu erreichen müssen sich die weltweiten Treibhausgasemissionen ab 2020 sich pro Jahrzehnt halbieren. Bis 2020 ist es nicht mehr weit und wir sind momentan von einer solchen Reduktion weit entfernt.

Die Antwort auf die Schilderungen von Father Anton kam stückweise. Es gibt neben vielen anderen auch die gemeinnützige Initiative „Athmosfair“, bei der man z.B. für die bei einer Flugreise entstandenen Treibhausgase mit 20 Euro pro Tonne CO2 „büßen“ kann. Mit diesem Geld werden in den ärmeren Regionen der Welt auch Wälder aufgeforstet, die der Luft das CO2 wieder entziehen und es in Holz umwandeln.

Aufbauend auf diese Idee haben wir ihn angefragt, ob wir in Nshamba einen Wald finanzieren können. Nach Beratungen in seinen Gemeindegremien wird jetzt folgender Weg gegangen: Auf einem Grundstück, das der Kirchengemeinde gehört, werden Bäume mit tropischen Früchten gepflanzt. Die Früchte werden entweder zu Saft weiterverarbeitet oder direkt auf dem Markt verkauft. Die Hälfte des Erlöses geht in die Caritas-Arbeit der Gemeinde und die andere Hälfte geht in den normalen Haushalt.

Damit schlagen wir gleich mehrere „Fliegen mit einer Klappe“:

  • Mit der Baumpflanzung wird die CO2 Belastung der Atmosphäre reduziert. Die 3.000 Euro, die unsere Gruppe bis jetzt zur Verfügung gestellt hat, entlasten die Schöpfung im Laufe der nächsten 10 Jahre von 150 Tonnen CO2.
  • Die Pfarrei Nshamba hat regelmäßige Einnahmen, von denen die Hälfte den Armen zukommt.
  • Die Bäume bewahren den Boden vor Erosion und speichern gleichzeitig wertvolles Wasser in der Erde.

Auf diese Weise kann Vivere dazu beitragen, uns allen die Bewahrung der Schöpfung im Sinne des Sonnengesangs ein bisschen stärker ins Bewusstsein zu rufen.
Wir sind gespannt, wie sich das Projekt entwickelt und werden es eng weiterverfolgen. Die Bilder zeigen wie die Setzlinge in Nshamba „in die Baumschule gehen müssen“, bevor sie gepflanzt werden können.

Uns ist ebenso klar, dass wir nur den ersten Schritt gegangen sind und die Gemeinde bei diesem Projekt weiter unterstützen müssen, sei es um Schösslinge zu ersetzen oder um weitere Flächen mit Bäumen zu bepflanzen.

Spenden auch aus anderen Regionalgruppen sind herzlich willkommen.
Informationen an Interessierte zu diesem Thema gibt Clemens Rieger (rieger.clemens[at]t-online.de) gerne.

Clemens Rieger berichtet aus Tansania

"Unser Wald nimmt langsam Gestalt an"

Liebe Vivere-Geschwister,

Pax et Bonum aus Tansania! Gerade sind wir von unserer Rundreise durch die Plantage zurückgekehrt. Es war für mich sehr beeindruckend und freudig zu sehen, was sich tut! Unser Wald nimmt langsam Gestalt an!

Im letzten Dezember sind die Pinien-Setzlinge gepflanzt worden. Da waren sie etwa 10 cm groß. Die Pflanzzeit liegt deshalb im Dezember, weil dann die Regenzeit zu Ende und der Boden gut feucht ist, um den Setzlingen gute Voraussetzungen zum Einwurzeln zu geben. Etwa 80 Prozent schaffen das dann auch. Die anderen werden meist Opfer von Insekten. Deshalb muss nachgepflanzt werden. Die ersten zwei Jahre muss das Gras zwischen den Bäumchen regelmäßig geschnitten werden, damit sie genug Licht bekommen. Dann können die Bäume sich selbst über lassen werde. Die Pinie, mit der zusammen ich zu sehen bin ist ungefähr so alt und hat es geschafft.

Auf einem Bild sieht man zwischen den Pinien Kassava - Pflanzen. Die Wurzeln dieser Pflanze sind eines der Grundnahrungsmittel hier und können problemlos zwischen den Setzlingen wachsen. Der Vorteil ist, dass man mit Kassava schon jetzt Geld verdienen kann.

Die Bäume wachsen, wie Ihr sehen könnt, sehr gut. Die neuen Setzlinge sind seit zwei Monaten im Boden und etwa 30 cm groß. Diejenigen, die im Dezember gepflanzt sind, messen 60-70 cm. Diejenigen, die ein Jahr früher gepflanzt wurden, sind schon über zwei Meter.

Das Bild mit den 5- jährigen Pinien zeigt, dass sie ab dann nicht mehr mit dem gleiche Tempo in die Höhe, sondern mehr in die Breite wachsen und die 10- jährigen Pinien sind bereit, geschlagen und als Bauholz verwendet zu werden. Bis dahin haben sie schon viel CO2 in Holz umgesetzt.

Gleichzeitig haben sie in diesem Zeitraum das eingesetzte Kapital verzehnfacht und dazu noch Menschen in der Baumschule und dem, der das Gras schneidet, Arbeit gegeben. Der Erlös soll, wie ich bereits gesagt hatte, zu 50 % der Caritas-Arbeit in Nshamba zugutekommen und zur anderen Hälfte der Finanzierung der allgemeinen Gemeindearbeit dienen.

Außerdem wird jeder Baum, der geschlagen wird, wieder nachgepflanzt, so dass zum einen ein Ökosystem entsteht, dass neben der CO2 Bindung auch z.B. die Bodenerosion stoppt, und zum anderen profitiert die Pfarrgemeinde und hier besonders die Armen von unserem Projekt. Ich glaube, besser kann man Geld nicht investieren.

Ein Bild ist noch zu sehen, auf dem eine Folzstange mit einem roten Tuch abgebildet ist. Diese Fahne steht an allen vier Ecken des Grundstückes und bedeutet den Viehhirten, dass dieses Gebiet Tabu für ihre Tiere sind.

Ich habe Fr. Anton angekündigt, dass in den Wochen nach meiner Rückkehr etwa 2.500 Euro von unserer Gruppe kommen werden. (Die sind bisher schon zugesagt.) Davon soll weiteres Land gekauft werden, auf dem ebenfalls Pinien wachsen werden.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich und stolz ich war, diese Pflanzungen zusehen. Wir bewegen die Welt - zumindest ein kleines Stück!

Ganz herzlich!
Clemens

Unser bisheriges Geld wurde wie folgt ausgegeben: Etwa die Hälfte wurde für den Kauf des Landes verwendet. Ein Viertel ging für Setzlinge und Dünger drauf und ein weiteres Viertel wird denjenigen gezahlt, die sich darum kümmern, dass das Gras regelmäßig zurückgeschnitten wird

Spenden auch aus anderen Regionalgruppen sind herzlich willkommen.
Informationen an Interessierte zu diesem Thema gibt Clemens Rieger (rieger.clemens[at]t-online.de) gerne.